Montag, 24. November 2014

Muckeliges SEGA-Wochenende (3): SEGA Mega Drive Ultimate Collection

Wer sich die in den letzten Blog-Einträgen vorgestellten Bücher „Service Games - The Rise and Fall of SEGA“ und „Hardcore Gaming 101 Presents SEGA Arcade Classics Volume 1“ durchgelesen hat, der wird vermutlich Lust bekommen, endlich etwas zu spielen. Lesen ist ja schön und gut, aber selbst ist der Mann. Die Frau selbstverständlich auch. Am besten greift man auf die eigene Konsolen- und Spielsammlung zurück, um diese Gelüste zu befriedigen. Nichts geht über das Spielen von tollen Retro-Spielen auf der angestammten Konsole. Leider hat nicht jeder ein Master System, eine Dreamcast oder ein Mega Drive zuhause herumstehen. Ist dies nicht der Fall, dann kann man entweder auf seinen PC, einen Emulator und im Zweifel illegale ROMS der alten Spiele zurückgreifen, oder aber man besorgt sich eine offizielle SEGA-Games-Collection.

Die UK-Version

Weil es mir genau so ging, ich aber überhaupt keine Lust habe, auf meinem PC und einem Emulator zu spielen, griff ich zur „SEGA Mega Drive Ultimate Collection“, die im Jahre 2009 für PS3 und Xbox 360 erschien. Ich habe mich für die Xbox-Version entschieden und war froh, so manches Spiel zu spielen, auf das ich beim Lesen der beiden Bücher so viel Lust bekommen hatte. Insgesamt tummeln sich 49 SEGA-Spiele auf der Disc und die Auswahl ist sehr gelungen. Der Schwerpunkt liegt dabei, wie der Name schon sagt, auf Mega Drive-Titeln. Davon gibt es 40, die sich aufteilen in absolute Klassiker, wie die ersten 3 Streets of Rage-Titel, Shinobi 3, Sonic the Hedgehog 1-3, Golden Axe 1-3, Ecco the Dolphin 1 und 2 oder auch Super Thunder Blade. Zudem gibt es als Bonus noch freispielbare Master System- und Arcade-Titel. Neben diesen Klassikern gibt es auch etwas obskurere bzw. unbekanntere (aber nichtsdestotrotz hervorragende) Spiele Vectorman 1 + 2, Comix Zone oder Dynamite Headdy. Natürlich rümpft der SEGA-Crack jetzt die Nase, weil er alles schon zuhause hat und auch die von mir als „unbekannter“ kategorisierten Titel mit verbundenen Augen durchspielen kann. Aber für diese Spieler ist die Collection auch nicht gemacht. Wer sich einen guten Überblick über die Software-Bibliothek des Mega Drive verschaffen will und mit den Highlights daraus Spaß haben möchte, der wird hier vorrangig bedient.


Verprügelt werden in Golden Axe

Doch Spiele sind nur die halbe Miete (na gut, sagen wie 3/4 Miete), denn der Rahmen, in dem sie präsentiert werden ist absolut liebevoll gemacht. Die Menüs sind schick, man bekommt im Booklet (jaaa, sowas gibt es noch) gar nicht mal so kurze Anleitungen zu den Spielen. Vor dem Start jedes Titels wird zudem auch noch die Steuerung auf dem Bildschirm angezeigt. Ein weiteres, nettes, wenn auch zu vollmundig angekündigtes Feature verspricht zuschaltbares HD. Dabei wird ein Filter auf die Spiele gelegt, die das ganze etwas verschwommener, dafür aber auch glatter aussehen lassen. Davon kann man halten, was man will, aber dadurch dass man es selbst zu- und abschalten kann, sollte sich auch kein Purist auf den Schlips getreten fühlen. Zu jedem Spiel gibt es zudem eine recht ausführliche Hintergrundbeschreibung, Trivia, sowie das Verpackungs- und Moduldesign. Alles in allem kann man also auf keinen Fall von einer lieblosen Zusammenstellung reden.


Die US-Hülle von Streets of Rage 2

Auch, dass man viel Hintergrundmaterial (sowie die 9 Extraspiele) freispielen kann, indem man gewisse Aufgaben (meist an Achievements geknüpft) erfüllt, ist ein nettes Feature, das tatsächlich noch einmal eine Extra-Motivation schafft, den einen oder anderen Titel ernsthaft anzugehen.


Der Backpfeifenexpress läuft: Streets of Rage 2

Auf die einzelnen Spiele gehe ich nicht ein. Nur so viel: vieles spielt sich auch heute noch wirklich gut. Eine Runde Streets of Rage 2 fetzt auch heute noch gehörig, wie ich gestern feststellen „musste“. Was klassische Brawler angeht, ist das eines der Vorzeigetitel und macht auch wirklich Spaß, vor allem wenn man mal eine spielerische Pause braucht von den allzu komplexen aktuellen Games. Denn es ist regelrecht erfrischend, Unmengen von Gegnern Backpfeifen und Kopfnüsse zu verpassen, ohne sich erst durch eine Stunde an Tutorials durchspielen zu müssen. Dass das Ganze eine Soundkulisse wie ein zünftiger Bud Spencer-Film hat, tut sein übriges.  Und das ist nur eines von knapp 50 Spielen, mit dem man sich hervorragend beschäftigen kann. Alles in allem ist diese Spielesammlung eine echte Empfehlung, vor allem sollte sie recht günstig zu bekommen sein (auf der PS3 gibt es das Ganze als „Essential“, für die Xbox 360-Version könnte man sein Glück mal bei ebay versuchen).


Nun habe ich mich in den letzten Wochen recht ausführlich mit SEGA beschäftigt und dass obwohl ich so stark von Nintendo geprägt wurde. Dennoch fühle ich mit dem einstigen Rivalen, denn was sie in letzter Zeit so veröffentlichen ist schon ziemlich bedenklich. Vor allem SEGAs einstige Vorzeigemarke Sonic degeneriert scheinbar regelrecht. Schon „Lost World“, auf das ich einige Hoffnungen gesetzt hatte und zwischenzeitlich sogar dachte, das Spiel könnte die Wii U nach vorne bringen, war mit einigen Makeln behaftet. Der neue Sonic-Teil (ebenfalls Nintendo-exklusiv) „Sonic Boom“ scheint eine Katastrophe sondergleichen zu sein. Diverse Video-Reviews zeigen, dass das Spiel unfertig, verbugt und uninspiriert ist und so dem großen Namen des Firmenmaskottchens nicht gerecht wird. Um so wehmütiger wird man, wenn man die Großtaten von früher spielt, als SEGA für Qualität stand und einen Blockbuster nach dem Anderen veröffentlicht hat. Ich gönne es ihnen, dass sie bald mal wieder einen richtigen Treffer landen. Gern auch Nintendo-exklusiv, denn prinzipiell mag ich den Gedanken, dass die ehemaligen Rivalen zusammen bessere Zeiten ansteuern. 

Samstag, 1. November 2014

Muckeliges SEGA-Wochenende (2): Hardcore Gaming 101 Presents SEGA Arcade Classics Volume 1

Nachdem man sich mit dem ziemlich umfangreichen Buch „Service Games - The Rise and Fall of SEGA“ in Stimmung gebracht hat und die Hintergrundgeschichte des Konzerns und der Hardware nachgelesen hat, hat man vielleicht, genau wie ich Lust auf die Spiele bekommen. Im Buch wurden immer mal wieder wichtige Spiele für die jeweilige Konsolengeneration erwähnt, viele basierend auf SEGAs anderem wichtigen Standbein damals: Automatenspiele.


Außen ist das Buch noch schön bunt...

Ist man des Lesens und Blätterns noch nicht müde, dann kann man sich ein weiteres Buch schnappen. Dieses beschäftigt sich mit den Automatengroßtaten von SEGA sowie deren Umsetzungen auf diversen Plattformen und heißt „SEGA Arcade Classics Volume 1“. Es ist wie das zuletzt vorgestellte Buch nur auf Englisch erhältlich. Herausgebracht wurde das gute Stück von Hardcore Gaming 101, einer Website (http://www.hardcoregaming101.net), die sich mit dem Thema Retrospiele beschäftigt. "SEGA Arcade Classics Volume 1" nimmt sich die bekanntesten Marken von SEGA zur Brust, dabei geht es um solche Klassiker wie „Outrun“, „Afterburner“, „Shinobi“ oder auch „Golden Axe“.


Der Wonderboy-Reihe wird sich ausführlich gewidmet

Jede dieser vorgestellten Marken wird ausführlich besprochen, dabei besonders interessant: sämtliche Fortsetzungen, Spin-Offs und vor allem Plattform-Umsetzungen werden aufgeführt. Zu den meisten dieser Spiele gibt es vergleichende Screenshots, die die Stärken und Schwächen der jeweiligen Umsetzungen auch optisch und auf einen Blick zeigen. Doch da kommt die größte Schwäche dieses Buches zu Tage. Genauer gesagt: meiner Version. Denn es gibt dieses Buch in 2 Varianten. Die teurere Auflage ist in Farbe und eindeutig überlegen, eben weil viele Screenshots enthalten sind. Ich, zu gleichen Teilen sparsam und unwissend, griff zur deutlich günstigeren s/w-Version. Dort wirkt alles deutlich trister und weniger aussagekräftig. Deshalb vorab: wer das hier liest und mit der Anschaffung dieses Buches liebäugelt, der sollte im Zweifel lieber die rund 20 € für die farbige Variante anlegen.


Einer der Screenshot-Vergleiche. Hier: Shinobi.

Inhaltlich ist "SEGA Arcade Classics Volume 1" eine wahre Freude. Hatte man das Glück, den einen oder anderen Automaten gespielt zu haben, der wird bei den liebevollen Beschreibungen in Nostalgie schwelgen können. Gleiches gilt dabei für die Umsetzungen für diverse Systeme. Enthalten sind dabei natürlich alle SEGA-Systeme, wie Master System, Mega Drive bzw. Genesis, Saturn, Dreamcast oder GameGear, aber auch Heimcomputer, Konkurrenten wie NES, SNES oder Gameboy. Und gerade da liegt die Stärke dieses Buches. Denn wer wusste schon, dass es eine futuristische „Outrun“-Version namens „Outrun 2019“ gab? Oder dass es in Japan einen BMX-Ableger von „Alex Kidd“ gab, der einen eigenen Controller hatte? Ich zumindest nicht.

Allen SEGA-interessierten kann ich dieses Buch uneingeschränkt ans Herz legen, denn man kann immer wieder darin herumblättern, sich in den Screenshots verlieren, oder auch die gut geschriebenen Texte dazu lesen. Das Buch ist ja nun mit „Volume 1“ untertitelt. Es ist zu hoffen, dass es also eine Fortsetzung findet, denn wenn sie so gut recherchiert und geschrieben ist, wie der erste Teil, dann ist sie willkommen in meinem Bücherregal!

So, jetzt hat man ein gutes Stück SEGA-Bildung hinter sich. Man hat viel gelesen zu der Geschichte des Konzerns, die Triumphe, die Misserfolge und man hat sich eingehend mit den tollen Spielen beschäftigt, jetzt müsste es doch in den Fingern jucken, selbst mal Hand anzulegen. Wer ein Master System oder ein Mega Drive sein eigen nennt, der kann sofort loslegen oder bis zum dritten Teil des SEGA-Muckel-Wochenendes warten. Bis dahin!