Dienstag, 13. Mai 2014

Experiment misslungen - Patient tot?

Das war wohl nix. Das "interaktive TV-Experiment" QuizDuell machte dieser Bezeichnung bei der Jungfernfahrt gestern alle Ehre. Viel mehr technische Probleme kann eine Sendung wohl nicht haben. Und für Jörg Pilawa war diese Stunde wohl gefühlt deutlich länger als 60 Minuten…

Konnte man wenige Tage vorher noch einen zuversichtlichen Pilawa über "15.000" Server schwadronieren hören und dass da "gar nix passieren kann", so sah die Realität gestern anders aus, denn es klappte gar nichts. Statt gegen Tausende an ihren Smartphones spielten die Kandidaten gegen das Studiopublikum. Und selbst das klappte nicht wirklich, so beschwerte sich einer der Zuschauer im Studio lautstark, dass die Kategoriewahl nicht funktionieren würde, kurz nachdem Pilawa erzählte, dass die Kategorie "Glaube & Religion" zu den unbeliebtesten gehört und diese prompt "gewählt" wurde.

Ohne die interaktive Komponente blieb nur ein unausgereiftes, wie unattraktives Quiz übrig, das nicht gegen so ziemlich jede andere etablierte Rate-Sendung im TV mithalten kann. Die offizielle Begründung für die technischen Probleme ist ein Hacker, der alle 15.000 Server blockiert. Mag sein, aber nicht nur ich hatte spontan Zweifel daran. Die Medienreaktionen auf die Sendung sind nämlich eher vernichtend und zweifeln ebenso an den Erklärungsversuchen.

Interessant ist zudem, dass besonders die Games-Medien hart mit der Sendung ins Gericht gehen. Ein IGN-Artikel spricht von "Pannenshow". Und weiter: "Stattdessen spielte das Studio-Team gegen das Studio-Publikum, während Jörg Pilawa zu retten versuchte, was es noch zu retten gab. Dabei kam ihm seine jahrelange Erfahrung aus unzähligen Stunden Seniorenbespaßung zugute. Außerdem konnte er alle Schuld am Scheitern auf die bösen Hacker abwälzen bzw. „Computerfreaks“, wie sie der Moderationsfreak fachkundig bezeichnete."

Ich bin jetzt kein großer Pilawa-Fan, noch liegt mir die Sendung besonders am Herzen, doch ich finde es gut, wenn es Mobile Games oder Apps es in die breite Öffentlichkeit schaffen, sind sie doch dank der Verbreitung von Smartphones und Tablets längst ein fester und beträchtlicher Bestandteil unseres Lebens. Die Premierensendung war zwar wirklich eher Anti-Werbung für die App, doch diese Art von Häme halte ich für unpassend. Immerhin versuchen sie etwas Neues. Was ist die Alternative? Mehr scripted reality? Oder mehr Kochshows? NBC GIGA hat schon vor mehr als 10 Jahren gezeigt, wie interaktives Fernsehen aussehen kann, ein funktionierendes QuizDuell in der ARD wäre eine durchaus wünschenswerte "Fortsetzung" (inhaltlich will ich GIGA und QuizDuell aber ausdrücklich nicht vergleichen).

Mal sehen, was die zweite Sendung bringt. Immerhin wurde dem angeblichen Hacker "Straffreiheit" angeboten wenn er sich stellt. Vielleicht bringt es ja was…

Montag, 12. Mai 2014

Lass mich raten... Die neue (?) Lust am Quizzen.

Heute Abend ist es so weit. Um 18 Uhr startet das "interaktive TV-Experiment" (O-Ton Jörg Pilawa) QuizDuell im ersten Deutschen Fernsehen. In der Sendung werden sich Spieler im Studio mit Nutzern der App messen. Und immer wenn sich ein Phänomen aus dem (immer weniger) schattigen Umfeld der Mobile Games ins Licht der Öffentlichkeit schiebt, horche ich auf. Es ist immer ein Zeichen dafür, dass sich eine Branche, die vor gar nicht allzu langer Zeit belächelt wurde weiter etabliert. 

QuizDuell ist ein ähnliches Phänomen wie Flappy Bird vor wenigen Wochen, denn es eroberte (und tut es immer noch) die Massenmedien. Genau wie bei Flappy Bird (dem ich ja eher kritisch gegenüber stehe) steckt keiner der "großen" Publisher dahinter. Das ist toll, denn genau solche Erfolgsgeschichten braucht der App Store. Sie vermitteln das (zwischenzeitlich abhandgekommene) Gefühl, dass JEDER es schaffen kann, dort Erfolg zu haben. 

QuizUp-Startseite: Oha, das hat Coca Cola bestimmt was gekostet...
QuizDuell ist dabei nicht die schönste App. Und im Gegensatz zum Fall Flappy Bird, in dem ein schlechtes Spiel noch viel schlechtere Klone nach sich zog, gibt es seit noch nicht allzu langer Zeit eine durchaus gut aussehende Konkurrenz, die sich QuizUp nennt und auch schon über 9 Millionen Nutzer allein auf iOS hat. Die gesamte App und die UI-Elemente sehen deutlich schöner aus, der Umfang ist größer mit sehr speziellen Fragekategorien, in denen man sich austoben kann und (für den Nutzer) das Beste: diese App ist werbefrei und verfügt über alle Funktionen im Gegensatz zum Quizduell. Der Entwickler versucht eine andere Motivation der Kunden zu nutzen, um Geld zu verdienen: jedes Duell in einer Kategorie bringt dem Spieler XP. Sammelt er genügend davon, steigt er eine Stufe auf und sammelt weiter. Nach 10 Stufen gewinnt er einen Titel, den er quasi als Namenszusatz mit sich herumtragen kann. Da das Sammeln immer länger dauert, kann man sich monatliche Multiplikatoren kaufen, die die gesammelten Erfahrungspunkte verdoppeln, verdreifachen oder vervierfachen. Das ist zwar kein "pay-to-win", aber immerhin ein "pay-to-impress". Aus Business-Sicht ist das ein interessanter Ansatz, ob er wirklich aufgeht, das kann ich nicht beurteilen. In den (deutschen) Charts der umsatzstärksten Apps taucht QuizUp zumindest nicht auf…

Bring it on, Darius... 
Und ganz verschweigen kann und will ich die große Crux dieses Spieles auch nicht: es ist zwar toll, dass man in seiner Landessprache spielen kann, aber die Fragen sind (oft) grauenhaft übersetzt worden. Über reine Rechtschreibfehler kann man sicherlich hinwegsehen, doch wenn "Square" in einer Frage über die Final Fantasy-Spiele als "Viereck" übersetzt wurde oder "Der weiße Hai" als Bondgegner gehandelt wird, dann ist zumindest mein Verständnis ein wenig aufgebraucht. An der einen oder anderen Stelle entstehen Zweifel an der Richtigkeit der Fragen, die durch solche Böcke weiter genährt werden.

War wohl nix... 
Ein weiterer Nachteil des Quiz-Herausforderers: will man sich in einer bestimmten Kategorie nach vorne spielen, dann wiederholen sich die Fragen relativ schnell. So kann es dann eine ziemlich langweilige Tortur werden, sich durch die immer wieder gleichen Fragen zu kämpfen.

Nichtsdestotrotz kann ich allen Quizzen diese App empfehlen. Wer mag, kann mich zu einer Runde in der Kategorie "Nintendo" herausfordern. Meinen Titel als "Super Mario Bro" habe ich mir vor kurzem erst erspielt, zieht euch also warm an! :)

Bis die ersten Herausforderer (QuizUp gibt es auch für Android, also keine Ausreden!) eintrudeln, drücke ich dem TV-Experiment QuizDuell die Daumen und freue mich (unbekannterweise) für die Entwickler, die dabei mithelfen, dass Mobile weiter in aller Munde ist. Eine sehr erfreuliche Entwicklung. Die Sendung heute kann ich übrigens selbst gar nicht sehen (da bin ich noch im Büro und arbeite hoffentlich an einer kommenden Erfolgsgeschichte), aber ich bin schon gespannt, wie sie ankommt. Ihr schaut doch alle fleißig, oder? Immerhin gibt es (für alle Teilnehmer) "echtes" Geld zu gewinnen.