Montag, 11. November 2013

Disneys Words Of Wonder: Kein Sex, kein Busen, aber Facebook!

Aus beruflichen Gründen schaue ich mir in den letzten Wochen verstärkt Freemium-Spiele auf meinem iPhone an. Wer nicht weiß, was das ist: Freemium oder auch Free2Play sind Bezeichnungen für Spiele, die man umsonst spielen kann, die sich dann durch In-App-Käufe finanzieren. Spieler müssen die Lust oder die Notwendigkeit erkennen, sich mit echtem Geld das Spiel zu erleichtern oder Vorteile zu kaufen. Es ist erstaunlich, wie sehr sich diese Ökosysteme in den erfolgreichen Vertretern gleichen. Aber darum soll es hier gar nicht gehen.

Vielmehr habe ich mir während dieser Recherche das Spiel "Words Of Wonder" von Disney angeschaut. Dieses Freemium-Spiel verfügt auch über die üblichen Mechanismen, die man so kennt, doch eben noch über mehr Bemerkenswertes. Inhaltlich ist das Spiel eine Mischung aus Match 3 (z.B. Bejewled oder auch Candy Crush Saga) und Wortspielen, wie Scrabble oder Bookworm. Das ist im ziemlich eng gesteckten F2P-Rahmen immerhin ein halbwegs originelles Konzept. Optisch ist das Spiel nett aufgemacht und richtet sich wohl auch an Kinder. Eine schön animierte Eule begleitet den Spieler durch ein Märchenland. Die Weltkarte, auf der man sich bewegt färbt sich und füllt sich mit Leben, je weiter der Spieler kommt. Weiterhin positiv kann man erwähnen, dass das Spiel eine deutsche Wörterdatenbank im Rücken hat. Die meisten der bekannten Wortspiele muss man auf Englisch spielen. Klingt alles ganz gut, wären da nicht ein paar ziemlich fragwürdige Punkte, die mir negativ aufgefallen sind.

Idyllisch: Freundliche Eule auf Ladebalken

Zunächst einmal ist "Words Of Wonder" sehr hartnäckig, was seine Facebook-Integration angeht. Beim ersten Start des Spieles wird man gefragt, ob man sich nicht mit Facebook verbinden will. Dies geschieht vor dem eigentlichen Losspielen. Entscheidet man sich dafür, dies nicht zu tun, kommt tatsächlich noch ein Pop-Up, das dem Spieler die Vorteile erläutert, ihm quasi ins Gewissen redet, doch noch seine Zustimmung zu geben. Wenn man dann irgendwann nachgibt und das Spiel mit seinem FB-Konto koppelt, dann sollte man nach dem Ende jedes Levels gut aufpassen, denn nach JEDEM erfolgreichen Level muss der Spieler ein Häkchen entfernen, wenn er nicht seine Facebook-Pinwand mit Statusmeldungen des Spieles vollspammen will. Insbesondere weil sich das Spiel bewusst (auch) an jüngere Spieler wendet halte ich das für ziemlich fragwürdig. 

Der "Teilen"-Haken ist IMMER aktiv. Es sei denn man deaktiviert ihn. JEDES MAL!

Erst inhaltlich wird Disney dann wieder Disney. Wörter wie "Busen" oder "Sex" werden nicht anerkannt. "Sexy" ist dann aber wieder ok. Bringt auch mehr Punkte. Nur man muß eben ein "y" zur Hand haben, wenn "Sex" auf dem Brett liegt. Das Wörterbuch im Hintergrund scheint mir (von diesen sicherlich so gewollten Ausnahmen) nicht wirklich perfekt zu sein. Durch Herumprobieren bekommt man merkwürdige Worte heraus, die akzeptiert werden, andere, die eigentlich funktionieren sollten, klappen eben nicht.

Wäre das hier ein kwAPPcast würde ich noch den großen Umfang erwähnen, die (zum Teil) liebevolle Darstellung und das Freemium-System genauer analysieren. Kommt ja vielleicht noch, aber hier geht es mir um eine gewisse Doppelzüngigkeit: einerseits sind harmlose Wörter wie "Sex" oder "Busen" nicht existent (ich nehme mal an zum "Schutze" der Jugend), zum Anderen wird Facebook mit einer noch nicht gekannten Penetranz auf die potenziell jungen Spieler losgelassen, dass es schon wehtut. Über den potenziellen Streitpunkt ein Freemium-Produkt mit all den Konsequenzen, die es in sich trägt an jugendliche Spieler zu verkaufen will ich hier gar nicht reden, denn streng genommen haben das Problem viele Spiele und dafür gibt ja zumindest bei iOS die Notwendigkeit mit seiner Apple-ID solche Käufe zu bestätigen. 

Großzügige Eule gibt ne Runde Turbos aus...

Ich weiß nicht, wie viel das Unternehmen "Disney Mobile" mit dem "Disney" zu tun hat, das man seit frühester Jugend kennt und mit harmlosen, aber netten Zeichentrickfilmen und Comics verbindet, aber das Disney-Logo auf einem Produkt wie "Words Of Wonder" zu sehen, wird dem Ruf dieser Marke nicht gerecht. Gerade wenn dieses Spiel mit seiner Märchenthematik und seinem Zeichentrickstil doch an Disneys Tugenden und Großtaten aus der Vergangenheit erinnert. Das ist ja aber vielleicht auch nur meine Meinung…

Samstag, 2. November 2013

Die letzte GEE, oder Dinge, die man erst vermisst, wenn es sie nicht mehr gibt

Die GEE ist ein großartiges Magazin, das sich mit Videospielen befasst. In ihr geht es nicht um das umfassende Bewerten von allen Neuerscheinungen des Monats, sondern um Texte und Berichte rund um Videospielkultur. Es gibt auch Reviews zu ausgewählten Spielen, doch die lesen sich anders, als der typische "Test" und sie enden nie mit einer Prozentzahl oder einem Wertungskasten. Das war schon immer so und immer wenn ich eine Ausgabe in die Finger bekommen habe, gefiel sie mir ausgesprochen gut. Gekauft habe ich sie mir aber fast nie. Warum weiß ich eigentlich gar nicht. Einer der Gründe war sicherlich, dass sie bei meinem vorherigen Arbeitgeber immer im Meeting-Raum lag und ich beim Essen in ihr herumgeblättert habe. So richtig gewürdigt habe ich sie aber nie.

Dass es der GEE nicht gut geht, habe ich am Rande mitbekommen, das Format der Printausgabe wurde zu einem Zeitpunkt drastisch geändert und gekürzt, ich glaube, eine Zeit lang gab es sie nur noch digital (Experten dürfen mich gern korrigieren) und irgendwann gab es sie gar nicht mehr. Für eine Ausgabe kam sie nun zurück. Nur durch Zufall bin ich darauf aufmerksam geworden: einer meiner deutschen Lieblingsautoren (Oliver Uschmann, der die tollen "Hartmut und Ich"-Bücher geschrieben hat, aber auch regelmäßig für die nicht minder tolle Musik-Zeitschrift VISIONS schreibt) hat einen Artikel für die Jubiläums- (und gleichzeitig auch Abschieds-) Ausgabe "10 Jahre GEE" geschrieben und so wurde mein Interesse geweckt. Ich wollte sie haben, was gar nicht so einfach war. Ein Zeitschriften-Laden wollte sie mir bestellen, aber das klappte nicht, doch vor einigen Tagen erspähte ich sie doch an anderer Stelle. Ich nahm sie mit und machte mich zuhause ans Lesen.

Die letzte GEE, nur echt mit dem GTA 5 - Lufterfrischer

Und ich war gleich begeistert. Was mich so freute, waren die "alten" Werte dieser Zeitschrift, die ich so lange sträflich vernachlässigte: nicht zu flach, nicht zu technisch, irgendwie erwachsen (das allerdings im besten Sinne des Wortes). Berichte ("Tests" will ich nicht schreiben) über einige aktuelle Spiele, ansonsten lesenswerte Texte und Kolumnen, die sich auf eine sehr persönliche Art und Weise dem Thema Gaming nähern. Und so blöd es klingt: wäre es möglich, würde ich sie ab jetzt regelmäßig lesen. Aber es ist ja leider (wohl) die letzte Ausgabe. Und ich kann mich noch nicht mal richtig beschweren, schließlich habe ich die GEE zu "Lebzeiten" kaum unterstützt. Das ist ein bisschen so, wie mit dem Plattenladen "Last Chance" hier in Dortmund. Vor amazon und co. war es der Ort, an dem man alles bekommen konnte. Seltene Alben wurden bestellt und wenige Tage später ging man als glücklicher Mensch mit dem Objekt seiner Begierde aus dem kleinen Laden. Auch ich war Kunde, doch als amazon immer größer wurde, konnte Last Chance weder mit den Preisen, noch mit dem Sortiment des Online-Riesen konkurrieren. Folgerichtig musste Last Chance vor einigen Jahren die Segel streichen. Ich war traurig drum, aber ich konnte mich ebenfalls nicht beschweren, war ich doch über die Jahre zu einem amazon-Kunden geworden. So ähnlich geht es mir jetzt. Das sind die Dinge, die man erst vermisst / zu schätzen weiß, wenn es sie nicht mehr gibt.

Last Chance ist nicht mehr zu retten, aber allen Interessierten kann ich nur raten, zumindest diese letzte Ausgabe zu ergattern. Nicht, weil ich denke, dass das noch den Fortbestand sichern könnte, sondern, weil das ein gutes Heft ist, das es sich zu lesen lohnt. Ach ja: für alle Fans, Spieler oder Sympathisanten von GTA 5: das Spiel ist nicht nur Thema dieser Ausgabe, es gibt auch einen GTA 5 - gebrandeten Lufterfrischer im Heft. Wenn das nicht reicht, um euer Interesse zu wecken, dann weiß ich es auch nicht...