Mittwoch, 30. Oktober 2013

Die McDonalds-Situation

McDonalds ist ein Ort, von dem ich mich besser fernhaften sollte. Fast Food, der schnelle und zweifelhafte Genuss. Wie sagt man so schön? 10 Minuten auf der Zunge, ein Leben lang auf den Hüften. In der jüngeren Vergangenheit gelang es mir eigentlich ziemlich gut, mich von dieser Imbiss-Kette fernzuhalten. Denn wenn man in der glücklichen Lage ist, eine Partnerin zu haben, die nicht nur absolut bezaubernd ist, sondern sehr gut kochen kann, dann ist ein McDonalds-Besuch noch unnötiger als ohnehin schon.

Durch Zufall (ich glaube sogar, dass es ein Fernseh-Spot war) entdeckte ich aber, dass es bei McDonalds zum "Happy Meal" (für die Älteren: das war früher mal die "Junior-Tüte") Nintendo-Merchandise gab. Ziemlich cool aussehendes noch dazu. Mit Mario, Luigi und Donkey Kong. Auch wenn ich schon (weit) jenseits der 30 bin, habe ich ein Herz für solchen Kram, gerade wenn es Nintendo-Merchandise ist. Um zu erklären, warum das so ist, muss ich etwas ausholen.

Das tollste Weihachten meines Lebens war wohl das von 1985, genauer gesagt der Heiligabend: ich dachte schon, dass die Bescherung vorbei war, da zauberte mein Vater (wohl der Mensch auf der Welt, der weniger mit Videospielen am Hut hatte als jeder andere) einen großen Karton hervor. Darin befand sich ein Nintendo Entertainment System. Klein Bernd hatte einige Wochen zuvor zum ersten Mal Bekanntschaft damit gemacht in einem Kaufhaus und war sofort hin und weg. Für alle Eingeweihten: es war das Spiel "Excite Bike", das wohl mein erster Kontakt zu Videospielen im Allgemeinen und Nintendo im Speziellen war. Im Nachhinein weiß ich, dass es meinem Vater schwer gefallen sein muss, Geld für dieses Hexenwerk auszugeben, doch in dem Moment, in dem er diesen Entschluss gefasst hat, hat er (wohl unwissentlich) einen großen Teil meines Lebens geprägt. Es war um mich geschehen: ich liebte Nintendo, die wunderbaren Spiele, die ich auch aus heutiger Sicht für Kunstwerke halte. Ein Spiel wie Super Mario Bros ist nichts weiter, als ein pures, abstraktes Kunstwerk. Und nicht nur das: auch mein Interesse an Videospielen im Allgemeinen war geweckt und zwar so sehr, dass ich in diesem Bereich arbeiten wollte…

Ich bin jetzt ziemlich abgeschweift, aber diese Informationen helfen vermutlich dabei, zu verstehen, wie tief verwurzelt meine Vernarrtheit in Nintendo ist, seine Spiele, Figuren und eben auch das Merchandise. Insofern gab es wieder einen Grund für mich, zu McDonalds zu gehen und er hatte nichts mit Big Mac oder Cheeseburger zu tun. Nein, meine Sehnsucht befand sich auf dem Boden eines Happy Meals, einem Menü, das ich NIE bei McDonalds bestellen würde. Meine Freundin schon und eines Abends brachte sie mir mein erstes Spielzeug (ich sage es ungern, aber es ist nunmal Spielzeug) mit: einen Fliegenpilz aus dem Mario-Universum, der auf Knopfdruck das typische Wachstums-Geräusch macht, das man hört, wenn Mario nach Genuß eines solchen Pilzes größer wird. Ich war begeistert. Wenige Tage später war ich mit meiner Freundin wieder bei McDonalds (ich liebe sie auch dafür, dass sie so etwas mitmacht) und wieder basierte diese Restaurantwahl nur auf meinem Wunsch die kleinen Spielzeuge zu sammeln. Sie tat mir den Gefallen ein Happy Meal zu essen (ich hatte ein "richtiges" Menü). Heraus sprang eine Mario-Figur, die aus einer Röhre kommt. Eigentlich ist dieses Teil ein Prägestempel, aber das war mir egal, macht sie sich doch gut in meinem Schrank. So war ich an 2 von insgesamt 6 Figuren gekommen, ohne ein einziges Happy Meal gegessen zu haben.

Meine (unvollständige) Plastiksammlung

Heute ist allerdings ein trauriger Tag, denn ich erfahre, dass es mittlerweile anderes Spielzeug im Happy Meal gibt. Eines, das nichts mit Nintendo zu tun hat. Also uninteressanter Kinderkram. Ich gebe es ja nur ungern zu, aber in meinem Kopf entsteht spontan die Idee, meine Mittagspause zu McDonalds zu verlegen, um zu sehen, ob es vielleicht noch Restbestände des Nintendo-Merchandise gibt. Und wieder ziehe ich meine Freundin spontan in meine Pläne hinein: sie holt mich ab und wir fahren gemeinsam zum goldenen M in der Nähe meines Büros. Kaum haben wir den Laden betreten, frage ich auch schon, ob es noch Nintendo-Figuren gibt. Hätte mich die Frau hinter der Theke ZU mitleidig angeschaut, hätte ich eiskalt hinterhergeschoben, dass mein Kleiner unbedingt seine Sammlung vervollständigen will. Dass es diesen "Kleinen" gar nicht gibt, wäre mein dreckiges Geheimnis geblieben. Doch die Frau sieht mich nur etwas mitleidig an und verneint meine Frage. 

Obwohl meine Euphorie deutlich gebremst ist, bestelle ich alternativ etwas "Richtiges". Während ich darauf warte, dass mein Tablett mit Essen und nicht mit Plastikspielzeug befüllt wird, kommen zwei kleine Jungs in die Filiale, rennen sofort zum Schaukasten, in dem die Happy Meal-Spielzeuge präsentiert werden und rufen laut "Gibt es noch Mario?". Ich will erst sagen "Ihr kommt zu spät, Jungs. Genau wie ich.". Ich lasse es aber und komme mir stattdessen noch etwas älter und alberner vor. 

Mehrere Erkenntnisse ziehe ich aus der geschilderten McDonalds-Situation:
1. Ich bin wohl noch Kind geblieben, zumindest was gewisse Dinge angeht
2. Damit kann ich ganz gut leben
3. Meine Sammlung von diesen Figuren wird wohl unvollständig bleiben
4. Ich könnte gar kein größeres Glück mit meiner Freundin haben: sie ist nicht nur ein hinreißender, bezaubernder und wertvoller Mensch, nein sie akzeptiert meine Macken und oftmals fragwürdigen Leidenschaften

Kurzum: mit der kleinen Enttäuschung heute kann ich ganz gut leben. Falls natürlich Jemand einige dieser Figuren übrig hat und mir schenken möchte, kann er mich gerne anschreiben. Und somit wäre ich dann doch endlich bei dem Hauptgrund für diesen Blogpost angekommen.

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